Konstruktion einer Farbschlamm Entsorgungsanlage

Seit mehr als dreißig Jahren betreibt ein regionaler Handwerksbetrieb, dem nunmehr um die sechzig qualifizierte Malergesell/innen angehören, eine ganz eigene Art von Umweltschutz, den es löblich zu erwähnen gilt. Mit ansteigendem Arbeits- und somit Verbrauchsmaterialvolumen über die Jahre allerdings waren dem Abfallentsorgungssystem des Reinigen der Farbrollen und Pinsel, Kleistergeräte und Putzkellen durchaus Grenzen gesetzt.

Das normale Prozedere der Malerbetriebe ist, den Farbrestebestand beim Waschen der Werkzeuge einfach in die Kanalisation zu geben, was nicht weiter problematisch erscheint, da dieser Schlamm keine Chemikalien oder andere Substanzen in sich trägt, die Grundwasser und Natur gefährden. Dennoch sind in unseren Augen die Mengen durchaus bedenklich geworden und es gibt nach wie vor keine Regelung zur Entsorgung dieser Abfallmaterialien.

In 2020 sprach mich der Inhaber an, eine bislang nicht käuflich zu erwerbende Konzeption einer Farbschlammentsorgungsanlage zu entwerfen, zu konfigurieren und auch in die Tat umzusetzen, also „das Ding bauen“.

Der Schlamm darf nicht stillstehen

Nach einigen Wochen Planung, Konstruktionszeichnungen und so manchem Gespräch zu Abwassermenge, Konsistenz des abfallenden Schlamms sowie der Frequentierung durch die Mitarbeiter stellte sich ein besonderes Merkmal heraus: Der Schlamm darf nie stillstehen. Denn sonst – und das zeigte die Erfahrung aus den vorangegangenen Jahren des „Entsorgens von Hand“, verklebten Pumpen, Rohre, Behälter und alle Geräte, die mit diesem Farbreste geschwängerten Abwasser in Berührung kam.

Raumgröße knapp 20 qm

Keine leichte Aufgabe, zumal die Anlage nicht stetig in Gebrauch sein würde, denn im Winter werden naturgemäß andere Arbeiten priorisiert als beispielsweise in der Frühlings- und Sommerzeit. Außenanstriche ergeben mehr Putzbasierte Farben, also gröbere Körnung und höheren Silikatanteil, wobei die Innenanstriche eines Krankenhauses beispielsweise eher wässrige Lösungen hervorbringen.

Die allumfassende Lösung, also eine Anlage mit mehreren Waschtischen, einem Abwassertank zum Auffangen des Schlammes, aber auch der entsprechenden Umwälzung der Schlammmassen, eine automatische Abführung in einen Zementierungscontainer, in welchem Zementstaub dem wässrigen Schlamm beizumischen war, um diese Masse anschließend in von Hand bereitzustellenden austrocknen lassen und dem „Bauschutt-Müllcontainer“ zuzuführen, erwies sich als nahezu unlösbar.

Rolf Göbel Projekte hat die Lösung gefunden.

Nicht zuletzt musste der Umwälzprozess an Sonn- und Feiertagen ebenso reibungslos und ohne Überwachung funktionieren, wie an Feiertagen oder zur Nacht. Durchgehend umwälzen war hingegen nicht möglich, da sich der Schlamm auch verdicken sollte, somit abzusetzen hatte, nicht aber permanent absetzen durfte, da er sonst trocknen und die Gerätschaften komplett und unrevidierbar verkleben würde.

Im Bild die von je einem Kränzle Hochdruckreiniger angesteuerten Waschboxen, die mit je fünf Wasserdüsen die Farbrollen in einem 10 Sekunden Waschgang automatisch von allen Seiten reinigen. Weiterhin verfügt jeder Waschtisch über eine Warmwasserbrause zum händischen Auswaschen der Pinsel und Deckenbürsten, zudem je eine Hochdruckwaschpistole für energischen Schlamm oder das Nachspülen des Waschtischs.

Der Abwasserschlamm läuft in den unter den Waschtischen gelagerten runden 1000 Liter Abwassertank. Rund und mit integrierter Rückspülung, um den Schlamm mehrfach bei Tag und Nacht umzuwälzen, um diesen nicht zur Ruhe kommen zu lassen, gleichzeitig aber auch leicht anzudicken, um Abwasser zu reduzieren.

Die gesamte Anlage kann bis zu eineinhalb Tonnen Farbschlamm / Woche in Betonähnliche Bauschuttabfall wandeln, das Abwasser selbst, welches nach der Prozedur in die Kanalisation läuft, hat sozusagen Trinkwasserqualität – nunja, ein wenig filtern und geschmacklich aufpeppen müßte man es schon noch, aber es trägt weder den Farbresteschlamm mit sich, noch ist es chemisch verunreinigt.

Drei Waschplätze – 10 Sekunden pro verschmutzte Farbrolle

Das Ergebnis ist eine drei Waschplätze umfassende Anlage mit 1 Kubikmeter Schlammtank, automatischer Abstellung der Frischwasserzufuhr bei Leitungsbruch o.ä. Zudem wird per elektromagnetischem Dreiwegeventil die Abführung des Schlammes zwar per Knopfdruck gesteuert, die Herausforderung war hingegen auch, dass die Leitungen zB über die Weihnachtszeit nicht stillstehen durften, also durchgehende Spülung erfahren mussten, um nicht vollzuschlämmen.

Eintausend Liter Schlamm-Zementflocktank

mit Zeitgesteuertem Quirl und automatischer Zement-Einrieselung zur Verhärtung des Abfallproduktes

Die Zufuhr des Zementstaub sollte automatisch dosiert werden, auch solch ein Gerät gab es nicht käuflich am Markt, also Eigenkonstruktion. Ein Quirl der den Schlamm mit dem Zement vermischt, um diesen zur schnelleren Verdickung anzureichern, hatte bestimmte Bedingungen im Abflock-Schlammtank zu erfüllen, denn der gesamte Inhalt muss während des Einzementierens in Bewegung und kräftig durchgemischt werden, Ablagerungen sind nicht akzeptabel, da diese sofort betonhart werden und somit die Gerätschaft zerstören.

  • Farbschlamm – Mischcontainer
  • Elektrisch-Automatisch gesteuertes Dreiwegeventil
  • Vollautomatische Zement-Einriesel-Vorrichtung (Eigenbau)
  • Wasserfilter- und Verteileranlage mit vollautomatischer Zufuhr- und Abschaltung
  • Sammelbecken für recyceltes Wasser mit Auffangkörben für abgeschiedenen Farb-Zement-Schlamm

Die Anlage läuft seit nunmehr einem Jahr reibungslos, und ich bin ehrlich gesagt, stolz darauf, da es ein Prototyp ist und über so viele Jahre hinweg immer wieder Schlammpumpen erneuert werden mussten, Leitungen innen durch die Farbe verklebten usw.
Bei Interesse an weiterführendem Umweltschutz in IHREM (Maler-) Betrieb gern hier anfragen.

Quelle Text und Fotos: © Rolf Göbel Projekte

Göbel Projekte & Der weise Narr

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